Neapel

Die Stadt aus Lavagestein am Rande des Vesuvs

letzte Änderung: 13.07.2022

Der Reisebericht

Wer auf der Suche nach einem wirklich abwechslungsreichen Städtetripp ist, sollte diese Stadt nicht missen müssen. 

Begonnen hat alles mit unserer wunderschönen Unterkunft mitten in der Stadt, welche wir über booking.com ergattert hatten. Diese wirkte wie eine zum Hotel umgebaute, recht geräumige Eigentumswohnung mit Kulturprogramm. Die einzelnen Zimmer wurden vermietet, es gab ein großes Esszimmer, in welchem morgens das Frühstück bereitstand. Es hingen dort viele Empfehlungen zu Theater und Kultur der Stadt aus, Hauskonzerte wurden dort wohl regelmäßig veranstaltet und entsprechend musikalisch waren auch die anderen Gäste, die dort residierten. Ein Ehepaar setzte sich kurzerhand nach dem Frühstück an den Flügel, er spielte Querflöte und wurde von ihr begleitet. Die elektrische Saftpresse konnte man jederzeit nutzen, um sich einen Refill des köstlichen Orangen-Granatapfel-Saftes zu gönnen und der Musik zu lauschen. 

Die Stadt lässt sich wunderbar zu Fuß erkunden und ist wirklich sehenswert. Der dunkle Lavastein-Fußboden wirkt alles andere als erdrückend, die schmuckvollen Fassaden ragen in den Himmel. Die Stadt wirkt insgesamt ein bisschen heruntergekommen, was ihr allerdings unglaublich viel Charme und Authentizität verleiht. Sämtliche Klischees werden erfüllt, die engen Gassen sind mit Rollern regelrecht vollgestellt, das Gehupe allgegenwärtig. Italienische Familien unterhalten sich lautstark, während sie sich Schlüssel oder Ähnliches per Flaschenzug durch das Fenster hinablassen, um sich den erneuten Gang in den 5. Stock ohne Fahrstuhl zu ersparen. Die Balkone sind mit Wäscheleinen und bunten Klamotten behängt. An jeder Ecke finden sich kleine, schnuckelige Pizzerien und auch nach Eintritt der Dunkelheit wird das Leben vorwiegend draußen auf den Treppenstufen verbracht. 

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Neapel Straße

Besonders großen Zulauf hatte eine Aperol-Spritz-Bar, nicht nur von Teenagern und Studenten. Gleichermaßen waren Männer wie Frauen an dem leuchtend orangen Getränk interessiert, dessen Farbe an die untergehende Abendsonne erinnert. Dazu wurden weiße Bohnen in kleinen Plastikbechern als Snack gereicht. Besonders schön spazierte es sich auch an der Hafen-Promenade, wo die Silhouette des Vesuvs zuverlässig sichtbar ist. Man kann dort altehrwürdige Villen und kleine garagenartige Mauerbehausungen bewundern. Shopping-Interessiert kommen in Neapel auf ihre Kosten, das Angebot an kleinen, individuellen Boutiquen mit Lederwahren ist schier unermesslich.

Fiat 500 in Neapel bei Nacht

 Niemand wird diese Stadt ohne ein neues paar Schuhe oder eine neue Handtasche verlassen, die Verlockung ist einfach zu groß! In der Basilica di Santa Maria Maggiore alla Pietrasanta haben wir eine Andy-Warhol-Ausstellung besucht, ein wirklich interessantes Ambiente für so ein Ereignis. Empfehlenswert sind auch die studentischen Katalisationsführungen, bei denen man witzige Anekdoten über Land und Leute erfährt. Die Katakomben-Reiniger, die sogenannten Spelunker, haben teilweise Tierkadaver in den Zisternen deponiert, um sich selbst unentbehrlich zu machen. Analog zu den Schornsteinfegern in Hamburg waren auch sie es, die des Nächtens bei Berührung „Glück“ in Form von bestenfalls unehelichen Kindern gebracht haben. Relikte aus Zeiten des zweiten Weltkrieges lassen sich dort ebenfalls bestaunen, da die Kanalisation zu dieser Zeit als Luftschutzbunker genutzt wurde. Beeindruckend sind auch die Asservaten-Kammern, in denen sich hauptsächlich einst konfiszierte und ziemlich verstaubte Luxuskarossen aus den 20er und 30er-Jahren befinden. Mit einer kleinen Bahn kann man in die höher gelegenen, etwas schickeren Stadtteile erreichen und vorwitzige Jugendliche dabei beobachten, wie sie sich geschickt die erforderlichen Eintrittskarten sparen.

 
Warhol Ausstellung in Neapel
Warhol Ausstellung in Neapel
Katakomben in Neapel mit alten Autos
Katakomben Neapel mit alten Vespas

Wir haben drei sehr unterschiedliche und wirklich sehr lohnenswerte Tagesausflüge gemacht, die sich ohne Probleme ohne einen Drittanbieter und auf eigene Faust organisieren lassen. Einen Tag setzten wir mit der Fähre nach Ischia über. Es handelt sich um die vorgelagerte Insel, die auch den Italienern als Urlaubsziel dient und für ihre zahlreichen Thermalbäder bekannt und beliebt ist. Vor Ort gibt es einen kleinen Bus, der eine Rundlinie verfolgt und einen zu dem öffentlich zugänglichen Meeresabschnitt bringen kann, in welchem kochend heißes Wasser aus den Felsen direkt ins Meer sprudelt. Je nachdem, wie ausgeprägt die eigene Geduld so ist, hat man diesen Strandabschnitt zu späterer Stunde ganz für sich, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Ischia Blick auf die Insel
Ischia heiße Quellen
Ischia Hafen

Der zweite Tagesausflug führte uns in die sagenumwobene Ruinenstadt Pompeji, womit für mich persönlich ein Kindheitstraum in Erfüllung ging. Es macht Spaß, die Stadt zu erschließen. Man kann die Zebrastreifen bestaunen, Fußbodenmosaike und Latrinen erkunden, Straßenschilder und Arztpraxen entdecken und nicht zuletzt beim Anblick der verkrümmten Menschenkörper vor diesem Unglück erschaudern. Übrigens wird in den eigentlich verbotenen Gebieten, unmittelbar um den Vesuv herum, weiterhin wild gebaut. 

Pompeji bei Neapel
Pompeji bei Neapel
Pompeji bei Neapel

Der dritte Ausflug führte und direkt auf den Vesuv, wirklich beeindruckend nicht nur für alle, die noch niemals zuvor in einen qualmenden Vulkankrater geblickt haben. Der Weg dorthin ist wirklich schön, hier und da qualmt es aus dem Boden und man kann einen herrlichen Ausblick auf die gesamte Stadt genießen. 

Der Vesuv aus der Ferne
Vesuv am Kraterrand
Vesuv Krater

Wer sich ein bisschen einstimmen möchte, sollte sich vorher das Buch „Meine geniale Freundin“ von Elena Ferrante zu Gemüte führen, eine Geschichte, die ebenfalls verfilmt wurde und in Neapel und auf Ischia spielt. 

Kurzum, diese wunderschöne und einzigartige Stadt sollte sich wirklich niemand entgehen lassen.

Habt ihr Fragen oder Anmerkungen, schreibt uns eine E-Mail an info@weltreiseintetappen.de